Aumühle Editorial März – Gemeinschaft

Pastor Christoffer Sach Copyright: Christian Geisler

Liebe Aumühlerinnen und Aumühler, liebe Menschen der Sachsenwald-Region,

ich sehe mit Sorge auf unser Miteinander. 

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass nach Corona vieles auf- und auseinandergebrochen ist. Der gesellschaftliche Diskurs gerät immer mehr ins Wanken – Positionen verhärten sich. Jeder will seine Meinung sagen, egal, was es mit Anderen, mit der Gemeinschaft macht. Die „sozialen“ Medien befeuern diese Trends – da kann jeder einfach Kommentare abgeben, die nicht immer hilfreich und förderlich sind. 

Ich merke es auch in der Solidar-Gemeinschaft der Kirche. Es wird immer schwerer, Taufpaten zu finden, die noch in der Kirche sind. Auch bei Trauungen und bei Beerdigungen ist das ein großes Thema - man möchte die Dienstleistungen der Kirche gerne in Anspruch nehmen, ist aber – aus welchen Gründen auch immer - nicht mehr Mitglied der Solidargemeinschaft. Darüber könnte ich nun Vieles schreiben. Ich fände es aber besser, wenn wir da direkt drüber reden. Sprechen Sie mich also gerne an.

Wie auch immer, eine Gemeinschaft funktioniert nur, wenn man sich zu ihr bekennt und die Werte derselben teilt. Und natürlich funktioniert eine echte, demokratische Gemeinschaft nur, wenn man auch anderer Meinung sein darf, wenn die Integrationskraft groß genug ist, wenn Teilhabe auch denen gilt, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht soviel geben können, wie Andere.

So verstehe ich die „Gemeinschaft der Heiligen“, wie sie im christlichen Glaubensbekenntnis (Apostolikum) festgehalten ist. Von „Vergebung der Sünden“ und „Auferstehung der Toten“ ist da die Rede. Davon also, dass unsere Gemeinschaft nicht ohne Fehler ist und dass sie eine Gemeinschaft des Lebens sein soll. Weil unser Gott ein Gott der Vergebung und des Lebens ist. 

Ich wünsche mir, dass wir hier vor Ort so eine Gemeinschaft abbilden und leben können. Dass wir wiederentdecken, was uns wichtig ist und dafür auch einstehen. Ich wünsche mir eine Gemeinschaft, wie sie der Kirchenvater Augustinus in seinem „Bekenntnis“ im Geiste Jesu aufgeschrieben hat:

“Miteinander reden und lachen, sich gegenseitig Freundlichkeiten erweisen, zusammen Feste feiern, sich necken, dabei einander Achtung erweisen, mitunter sich auch streiten - ohne Hass, manchmal auch in den Meinungen auseinander gehen und damit den Horizont weiten, voneinander lernen, die Abwesenden schmerzlich vermissen und die Ankommenden freudig begrüßen – lauter Zeichen der Liebe und Gegenliebe, die aus dem Herzen kommen, sich zeigen im Körper, im Wort und tausend freundlichen Taten und wie Zündstoff den Geist in Gemeinsamkeit entflammen, sodass aus Vielheit Einheit wird.”

So sehe ich mit Freude auf unser Miteinander.

 

Gemeinschaftliche Grüße 

Ihr und Euer Pastor Christoffer Sach