Editorial April 2025
Liebe Leserin und lieber Leser,
es gibt ja nicht nur den Zweifel, ob an der Auferstehung Jesu etwas dran ist. Viel schlimmer finde ich das Desinteresse, die Vergesslichkeit und Gleichgültigkeit gegenüber dem Glauben.
Was mich aufregt, ist die religiöse Indifferenz, diese „Völlig-egal-Stimmung.“ Meine Sorge ist, dass der Glaube leise verschwindet. Einfach vergessen wird. Letztlich kann man alles vergessen.
Das geht ziemlich schnell: Du stehst vor dem Geldautomat und fragst Dich: „Wie war nochmal die Geheimzahl?“ Plötzliche Hitzewallung. Erster Versuch. Daneben. Die Aufregung steigt. Zweiter Versuch. Klappt. Ausatmen. Erleichterung. „Was war das denn?“ Nichts ist sicher. Auch nicht unsere Überzeugungen. Unsere Erinnerung, unser Gedächtnis. Vor allem nicht unser Glaube.
Vor zwei Jahren gab es an Ostern eine liebenswerte Aktion bei Edeka. Da standen neben den klassischen Schokoladen-Osterhasen auch sog. „Weihnachtshasen“ im Regal. Das sind Schokohasen mit roter Zipfelmütze. Die Aktion soll auf Demenzpatienten aufmerksam machen, die manchmal Probleme haben, Jahreszeiten, Kalendertage und Feste auseinanderzuhalten. Für jeden verkauften Hasen wurde ein Euro an die Alzheimer-Forschungs-Initiative gespendet.
Als ich davon hörte, dachte ich: „Mit Ostern haben nicht nur Alzheimerpatienten ihre Schwierigkeiten.“ Das ist eher ein gesamtgesellschaftliches Problem: Es gibt eine Ostern-Demenz. Weihnachten geht irgendwie noch. Aber auch da wissen viele nicht mehr, was es eigentlich bedeutet. Aber Ostern? Wer feiert noch wirklich Ostern? Wer hält die Erinnerung wach, dass dieses Fest eine existentielle Bedeutung hat?
Der Apostel Paulus sagt: „Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos.“ Das heißt, mit Ostern steht und fällt alles. Paulus sagt: Wenn die Toten nicht auferstehen, dann „lasst uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot!“ Will sagen, dann ist alles schietegal. Denn dann zählt nur noch das Jetzt. Das Leben im Augenblick. Aber wer hält das auf Dauer aus? So ein Leben ohne Perspektive? Ohne Ziel? Wenn am Schluss nichts als der Tod kommt, wird alles sinnlos. Dann hilft wirklich nur noch die Ablenkung, die Flucht, die Verwahrlosung. Ich muss an Obdachlose denken, die kein Zuhause haben. Viele müssen sich traurigerweise betäuben, um den Tag zu überstehen.
Als Christinnen und Christen sind wir aber nicht obdachlos. Unser Glaube gibt unserem Leben ein Dach über dem Kopf. Wir müssen nur lernen, uns wieder neu zu erinnern. Bekämpfen Sie mit mir die spirituelle Demenz. Lassen Sie uns das Osterfest neu entdecken. Feiern Sie mit in den vielen Gottesdiensten, die wir in der Region Sachsenwald anbieten. Dass Christus auferstanden ist, macht unser Leben sinnvoll. Er gibt uns ein Ziel, eine Heimat, ein Zuhause.
Viel Freude auf Ihrer österlichen Entdeckungsreise wünscht Ihnen,
Diakon Tobias Knöller