Editorial Juli – Unterwegs
Liebe Aumühlerinnen und Aumühler, liebe Menschen der Sachsenwald-Region,
im Juli beginnen die Sommerferien. Gott sei Dank, wir können wieder unterwegs sein. Ich kann mir kaum noch vorstellen, wie es war, mit Corona. Vielleicht will ich es auch gar nicht. Ich will unterwegs sein. Da bin ich in Deutschland in guter Gesellschaft. Denn wir Deutschen sind Reiseweltmeister. Ob wir nun ins Ausland verreisen, oder – wie eine Umfrage gerade zeigte – lieber im eigenen Land unterwegs sind. Unterwegs-sein weitet den Blick. Das ist es wohl, was der gute alte Goethe meinte, wenn er sagt: „Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen“ (Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre, 1795/6, 5. Buch, 2. Kap., Briefzitat an Wilhelm). Reisen bildet also. Der ganze Mensch ist gemeint. Für die Zeit des Unterwegs-seins sind wir raus aus dem alten Trott. Offen für Impressionen, Kulturen, Menschen, Sichtweisen. Unterwegs sind wir nicht festgelegt. Nichts ist wie immer. Da sind wir wie verwandelt. Und wir lassen los, denn unterwegs kannst du nicht viel dabeihaben. Freiheit!
Immer unterwegs
Das könnte doch eine Lebenshaltung werden - unterwegs zu sein. Ich denke mir, dass wiederum Goethe das mit diesem Satz sagen wollte: „Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen“ (Gespräche mit Caroline Herder, 4. bis 8. September 1788).
So war das übrigens auch bei Jesus. Immer unterwegs: „Der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege“ (Matthäusevangelium, Kap. 8, Vers 20). Seine Lebenshaltung: Nichts ist selbstverständlich, alles Geschenk. Ich denke mir, dass Jesus das so wichtig war, weil er zeigen wollte: Es gibt mehr als Garten, Haus und Auto. Mehr als allen Besitz. Einen Schatz im Herzen und im Himmel. Freiheit! Das Geschenk von offenen Begegnungen. Das Herauskommen aus festgefahrenen Sicht- und Denkweisen. Lass los. Lass dich verwandeln. Sei nicht allzu festgelegt. Sei offen, für Impressionen, Kulturen, Menschen, Sichtweisen. Sei unterwegs. Denn so kannst du wiederum viel besser bei dir und anderen ankommen. Und bei Gott. Der übrigens längst mit dir unterwegs ist.
Wohin auch immer du nun unterwegs sein wirst, ich wünsche dir eine offene, freie und dankbare Lebenshaltung. Und wenn du zuhause bleiben musst, weil manches nicht mehr geht, oder das Geld zu knapp ist – dann wünsche ich dir, dass du innerlich unterwegs sein kannst – offen, frei und dankbar. Und dass du weißt: Gott ist mir dir unterwegs, so oder so.
Ich wünsche dir einen gesegneten Sommer.
Dein Pastor Christoffer Sach