Ein neues Jahr beginnt.
Am 31.12.23 wurde noch einmal gefeiert und dann begann das neue Jahr. Um 12 bzw. 0 Uhr saßen wir voller Anspannung vor den Uhren, um das neue Jahr mit einem Glas Sekt zu begrüßen und uns gute Wünsche zu zusprechen. Die Uhr bestimmte das Geschehen.
Die Uhr spielt in unserem Leben eine wichtige Rolle.
Die Zeitangabe auf unserer Uhr zeigt uns beispielsweise an, in welchen Zeitabständen wir unsere Arbeit zu verrichten haben. Die Industriewelt hat ja deshalb die Stechuhr eingeführt. Die Armbanduhr sagt uns, wann wir andere Menschen treffen sollen. Mit Hilfe der Uhr wird der Ablauf unseres Tages und das Programm unserer Kalenderwoche bestimmt und festgelegt. Wir erleben unsere Zeit als Ablauf von Stunden, Minuten und Sekunden.
Diese Erfahrung und Lebensweise war nicht immer so. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit etwa wurde das Zeitempfinden der Menschen von der Natur bestimmt. Der Aufgang der Sonne und ihr Untergang sowie die Jahreszeiten legten die Zeiterfahrungen fest.
Die Uhr hat aber noch eine besondere Wirkung. Die industrialisierte Welt hat uns mittels dieses Zeitinstruments ganz schön in Bewegung gebracht. Die Zeit, die wir zu „haben“ meinen, wird immer kürzer. Immer mehr müssen und wollen wir in einer Stunde, in einer Minute erleben. Stress und Hektik bestimmen immer mehr unseren Alltag. Mit Hilfe der Uhr werden wir auf Trab gebracht. Die Zeit eilt und eilt.
Im Buch Genesis (1. Buch Mose), in der Schöpfungsgeschichte heißt es: „Gott ruhte am siebenten Tag.“ Und er segnete dann den siebenten Tag und erklärte ihn für heilig.
Diese Worte mögen Ihnen, liebe Leser, ein Hinweis sein, das Leben zwischen Wiege und Bahre nicht als Schnellstraße zu verstehen. Gönnen Sie sich mal Ruhe, etwa am Sonntag oder im Urlaub, oder mal so zwischendurch, auch wenn dies uns modernen Menschen Gewissensbisse macht. Unsere Mitmenschen sollen uns ja bei der Arbeit und nicht bei einer Ruhepause ertappen. Unser Arbeitsethos, von der Zeit der Uhr bestimmt, will Ruhe nicht zulassen.
Aber die Zeit erfüllend ohne den Takt der Uhr zu erleben ist wichtiger, meine ich, als viele Erlebnisse in kurzer Zeit abzuhaken oder sich von der „Stechuhr“ allein beeinflussen zu lassen. Stille, Nachdenken, Ausspannen und Ruhepausen sind wichtige Bestandteile für das Leben.
Das Wort aus dem Jesajabuch, Kap. 30, Vers 15, für uns heute interpretiert, kann uns hierauf aufmerksam machen: „Nur Umkehr und Ruhe können euch retten, nur Stille und Vertrauen verleihen euch Kraft.“
Ihr Pastor Thorsten Jessen