Am Freitag, 27. April 2018, gibt es Werke für Violine solo von Johann Sebastian Bach und Johann Paul von Westhoff um 19 Uhr in der Kirche Aumühle zu hören. Es spielt Rachel Harris an der Barockvioline. Der Eintritt kostet zwölf Euro.
Zwei Violinvirtuosen werden in diesem Programm einander gegenübergestellt, zwei Gipfelstürmer der Soloviolinliteratur des Barock. Im Konzert werden ihre spannenden Entstehungsgeschichten erzählt sowie die Frage gestellt: Was wäre gewesen, wenn der junge Bach den älteren Westhoff in Weimar nicht getroffen hätte? Ist es Westhoff, dem wir verdanken, dass es Bachs berühmte Sonaten und Partiten gibt? Westhoffs technisch hochanspruchsvolle Solostücke spielten höchstwahrscheinlich eine wichtige musikalische Rolle für den jungen 18-jährigen Bach, der zu jener Zeit im „Roten Schloss“ in Weimar Geige und Bratsche spielte.
Die Nachbarschaft von Bachs Arbeitsplatz und Westhoffs Haus lädt ebenfalls zu der Annahme ein, dass die beiden einander getroffen haben müssen. Nach nur wenigen Monaten verließ Bach Weimar, kehrte jedoch 1708 zurück und wohnte in Westhoffs ehemaligem Haus, jetzt besser bekannt als das Haus von J.S. Bach. Ist dies also der Ort, wo die ersten Samen für die Sonaten und Partiten von Bach gesät wurden? Westhoff war gewiss der letzte Repräsentant der norddeutschen Violinschule des 17. Jahrhunderts, den Bach kennenlernen sollte. Und welcher historisch-politische Aspekt verbirgt sich hinter dem Wortspiel „augustes auspices“, was so viel bedeutet wie "kaiserliche Vorboten" oder "monarchischer Schutz"?
Rachel Harris beleuchtet „hörbar“ sämtlicheAspekte mit ihrem klanglich ausgefeilten, präsenten und hochvirtuosen Spiel, gibt chromatischen Sätzen eine wundervolle Würzung und interpretiert die orchestrale Schreibweise beider Komponisten für ein einzelnes Instrument ungemein eindrucksvoll.