Nachklang - Esther
Händels Oratorium Esther in Ratzeburg
Ein blutrotes Plakat lud zur Aufführung von Georg Friedrich Händels Singspiel “Esther”, das am 8. Oktober 2023 in der Kirche St. Petri zu Ratzeburg zu erleben war.
Der mit dem Untertitel “Stories of Fear and War” angekündigte Abend unter der Leitung von Susanne Bornholdt erwartete sein Publikum mit Orchester, Chor und Gesangssolisten, wie es sich für ein Oratorium von Händel gehört. Das Besondere: Die großartige, traurig-schöne Musik wurde von Schauspielszenen durchzogen, die anhand von Texten aus Goethes Esther-Spiel die Tragödie der persischen Königin Esther um Liebe, List und Gewalt am Hof des Königs Ahasverus mit erzählten.
Das Publikum folgte gebannt dem dreistündigen Wechsel aus Musik und Schauspiel und konnte der erschreckend aktuell erscheinenden biblischen Geschichte nicht zuletzt durch die eindrucksvollen Darstellungen der jungen Schauspielenden bestens folgen.
Bevor es im dritten Akt und zur entscheidenden Begegnung Esthers mit dem König und zum Showdown zwischen Esther und dem rachedürstenden Haman kam, wurde die Uraufführung für Orgel solo der jungen Komponistin Marta Kornelia Kowalczuk eingeschoben. Kowalczuks “Esthers Intermezzo”, das Susanne Bornholdt an der Orgel vorstellte, beschrieb den seelischen Kampf Esthers vor ihrer Entscheidung, zum König zu gehen und damit ihr Leben zu riskieren.
Dass sich an diesem Abend die verschiedenen Künste gegenseitig verstärkten, wurde im dritten und letzten Akt besonders deutlich. Hier trat Esther vor den König, um das von Haman angezettelte Morden des jüdischen Volks abzuwenden. Was die Musik erzählte, verkörperten die Schauspieler eindrucksvoll nur durch Mimik und Gestik. Sängerinnen und Sänger ließen sich in ihrer seelenvollen Darstellung vom Schauspiel beflügeln.
Die Aufführung endete mit begeistertem Applaus des Publikums, der allen Beteiligten galt, besonders aber Susanne Bornholdt als Initiatorin und musikalische Leiterin und Luca Riepe, die als Regisseurin und Autorin für den szenischen Teil der Aufführung verantwortlich war.
Dr. Susan Müller-Wusterwitz